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Fotografin Katharina Schiffl im Talkaccino-Interview
 
       
       
Katharina Schiffl

Fotografin

Kultur
22.06.2020
Katharina Schiffl ist Fotografin. Wahrscheinlich hat jeder schon einmal eines ihrer Fotos gesehen, ohne dabei zu wissen, dass es durch ihr Objektiv geschossen wurde. Ihre unzähligen Aufnahmen entstehen bei Veranstaltungen wie dem Life Ball, Musicals wie »Cats«, bei Filmpremieren wie etwa 2015, als Tom Cruise sich vor der Wiener Oper die Ehre gab, oder auch bei klassischen Presse-Shootings mit Persönlichkeiten wie Manuel Rubey, Veronica Ferres oder Harald Schmidt. Für Talkaccino verlässt Katharina Schiffl ihre Position hinter der Kamera und spricht über spezielle Momente, Vorbilder und welche Motive sie für kein Geld der Welt fotografieren würde.

Du bist offizielle Pressefotografin bei Veranstaltungen wie dem Life Ball, hast bekannte Persönlichkeiten wie Late-Night-Talker Harald Schmidt, Opernsänger Josep Carreras, Ex-Bundespräsident Heinz Fischer oder auch Formel-1-Weltmeister Niki Lauda fotografiert. Da Fotos Momentaufnahmen sind: Welche Momente sind dir noch ganz speziell in Erinnerung?

Da gibt es etwas ganz Spezielles! Ich habe fürs Kunsthaus Wien bei der Vernissage von Paul McCartney fotografiert. Danach bei der Auswahl der offiziellen Pressefotos hat er selbst auf meinem Laptop die Auswahl getroffen. Das war schon etwas sehr Besonderes. Allein schon die Ehre, dass ich fotografieren durfte. Es durfte sonst niemand fotografieren. Und dann sucht sich Paul McCartney noch selbst seine Fotos mit mir gemeinsam aus. Und da meine Mutter immer Beatles-Fan war, war es natürlich nochmals cooler. Vor den Eltern ein bisschen angeben – yeah! (lacht)
»Paul McCartney hat meine Pressefotos persönlich ausgewählt«

Fotografierst du alles und jeden, solange das Geld stimmt?

Nein

Was sind Ausschlussgründe?

Wenn es mir zu kompliziert oder zu viel Aufwand ist, bei schlechter Bezahlung. Oder manches Politische, eben gewisse Parteien. Sachen, die ich einfach nicht unterstütze. Für kein Geld der Welt. Ich habe auch schon obszöne Anfragen bekommen. Das habe ich auch nicht gemacht.

Und umgekehrt gefragt: Welcher Auftrag würde dich extrem reizen oder welche Person würdest du einfach sehr gerne vor der Kamera haben?

Das wäre auf jeden Fall Brad Pitt, mein Lieblingsschauspieler. Nett wäre, wenn es ein Termin ist, bei dem man näher an ihn rankommt. Zum Beispiel bei einem Interview statt bei einer Premiere am roten Teppich.

Gibt es Fotos von dir, die nie veröffentlicht wurden, für deren Veröffentlichungsrechte manche Medien allerdings sehr viel zahlen würden?

Ja. (lacht)
»Jeder Fotograf hat so seine Meuchel-Fotos«

Um was für Fotos handelt es sich dabei?

Um Politik. Ich habe sogar einen Ordner, der heißt »Paparazzi«. Aus dem habe ich nie veröffentlicht. Das sind einfach lustige Fotos von interessanten Menschen. Sehr lustige … oder vielleicht auch nicht ganz so lustige, wenn sie manche, die darauf abgebildet sind, sehen würden. Einem Freund habe ich einmal gesagt, dass ich in meiner Pension vielleicht eine Ausstellung mit den Fotos machen werde. Die Idee haben wahrscheinlich viele Fotografen. Jeder Fotograf hat so seine »Meuchel«-Fotos, wobei meine eher etwas Sarkastisches haben.

Waren dazu bereits Anfragen von Medien dabei, die bereits jetzt gerne diese Fotos veröffentlichen wollen?

Eigentlich nicht. Diese Seite von mir kennt niemand. Ich bin auch nie darauf aus gewesen. Daher tu ich mir auch schwer, sowas zu veröffentlichen. Das bin ich einfach nicht. Ich bin nicht der Pressefotograf, der schlechte Fotos von jemandem machen will. Ich will normalerweise das Beste aus einer Person rausholen.

Was denkt man als Fotografin, wenn man hört, dass manche Paparazzi stundenlang vor dem Haus eines Stars oder Politikers warten, nur um ein paar Fotos – vielleicht auch nicht gerade die schmeichelndsten – zu schießen?

Das finde ich ganz schrecklich und könnte ich auch nicht. Das würde genau gegen das gehen, warum ich fotografiere. Und außerdem: Warten alleine schon finde ich schrecklich. Ich bin ein wahnsinnig ungeduldiger Mensch. Deswegen mag ich Veranstaltungen ja so gerne. Man geht durch, fotografiert, kann sich ins Gespräch reindrängen und dann hat man’s auch. Eigentlich total unhöflich, aber gut, ich darf das. (grinst)
Katharina Schiffl im Interview

Du bedienst ein breites Spektrum – von Theater-Fotografie, Werbe-Fotografie, Porträt-Fotografie bis hin zu Architektur- und Event-Fotografie. In welchem Bereich liegt deine größte Leidenschaft und was davon ist am anstrengendsten?

Die größte Leidenschaft ist die, mit Menschen zu arbeiten. Egal in welcher Hinsicht. Die Architektur-Fotos sind der Ausgleich dazu. Da hat man zwar auch mit Menschen zu tun, denen das gehört, aber sonst kann man sich dabei dann auf etwas ohne Menschen konzentrieren. Da kann man sich dann Zeit lassen.

Wovor ich ein bisschen Angst habe oder was ich mir selbst nicht so ganz zutraue, sind große Foto-Shootings. Da braucht man fünf Assistenten und drei Visagistinnen und die Location und Modells und so weiter. Das würde ich zwar gerne machen, aber das ist mir dann doch irgendwie zu groß. David LaChapelle, zum Beispiel, hat ein Motiv für ein Life-Ball-Plakat fotografiert. Das sind riesige Inszenierungen, wie ein großer Videodreh.

Mit welchem Budget für Equipment startet man und in welche Höhen kommt man mit den Jahren?

Man beginnt eigentlich sehr niedrig, bei ein paar hundert Euro. Und später dann geht es in die zehntausenden Euros, die du ausgeben kannst.

Welche Fotografinnen und Fotografen sind Vorbilder für dich und warum?

David LaChapelle, auch wenn ich seinen Stil selber nicht fahre.

Der österreichische Star-Fotograf Manfred Baumann meinte einmal: »Das perfekte Bild ist nicht die perfekte Aufnahme!« Wie viele perfekte Bilder und wie viele perfekte Aufnahmen gelingen einem als Fotografen im Lauf der Jahre?

Keine Ahnung. Ich mache so viele Fotos. Da kann ich jetzt wirklich keine Zahl nennen. Da ich Auftragsfotografin bin, denke ich auch auftragsspezifisch. Für mich ist es das perfekte Bild, wenn es für den Kunden perfekt ist. Das ist der Unterschied zwischen Kunstfotograf und Auftragsfotograf. Der Grund, warum ich fotografiere, ist, weil ich den Leuten eine Freude machen will. Das gibt mir den Lebenssinn. Wenn ich merke, dass es einem Menschen irgendwie Freude macht.

Lieblings-

Buch: Veronika beschließt zu sterben (Paulo Coelho)
Film: Snatch – Schweine und Diamanten
Song: So ’nen Kumpel hattest du noch nie (»Aladdin«-Soundtrack von Richard-Salvador Wolff) und generell Songs, die gute Stimmung und einen happy machen
Schauspieler/in: Brad Pitt
Motto: Die Zeit heilt alle Wunder
Autor/in: Paulo Coelho
Serie: Friends
Stadt: Wien
Land: Österreich
Gericht: Kürbis
Getränk: Kaffee

Persönliches Mitbringsel

Eine Kette mit einem Anhänger von Swarovski. Der Anhänger ist ein High Heel. Als Schuhe kann ich sowas nicht tragen, daher als Anhänger um den Hals. Ansonsten gefallen mir die Farben und die Form. Rot und schwarz, wie meine Corporate Identity. Und die Form ist dünn und filigran. Ich habe den Anhänger bei einer Pressekonferenz von Swarovski geschenkt bekommen. Da war ich total überrascht, dass ich so etwas Wertvolles geschenkt bekomme. Das war bei einem meiner ersten Aufträge.

Schönstes und negativstes Erlebnis der vergangenen Woche

Schönstes: Dass einem in gewisser Weise alle Möglichkeiten offen sind. Man wurde, durch Corona, weggedrängt von normalen Mustern.
Negativstes: Die wenigen Aufträge durch Corona.

Berufswunsch als Kind

Kamerafrau

Wen wolltest du immer schon mal treffen?

Eigentlich, einfach meine Freunde. Für irgendwelche Persönlichkeiten bin ich zu schüchtern. Freunde erfüllen mich da auch mehr. Natürlich hätte ich jetzt auch Brad Pitt sagen können, aber was rede ich dann mit dem, und noch dazu auf Englisch? Schrecklich! (lacht)

Teenie-Schwarm

Brad Pitt

Café Bestellung

Melange

Ort des Interviews

Café Weidinger
»Wenn irgendwann einmal die Welt untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles fünfzig Jahre später«, soll Gustav Mahler einmal gesagt haben. Wenn dem so wäre, dann hätte er mit dem Café Weidinger seine Freude, handelt es sich doch um ein bodenständiges altwiener Café am Lerchenfelder Gürtel. Eröffnet hat es im Jahr 1914, den heutigen Namen trägt es seit 1928. Seitdem wird es in dritter Generation von der Familie Weidinger betrieben. Untertags ein ruhiges Kaffeehaus mit Zeitungsauswahl und selbstgemachten Mehlspeisen, abends ein Beisl mit der Möglichkeit, im Keller zu kegeln. Und im Sommer kann man auch im urigen Gastgarten im Innenhof Platz nehmen.