Manfred Grassauer
Chefconcierge des Hotel Imperial
Gesellschaft
23.10.2023
23.10.2023
Sind Sie ein Concierge zum Verlieben?
(lacht) Ich versuche es zu sein für die paar Minuten, in denen die Person vor mir steht, weil dann alle Beteiligten glücklicher auseinandergehen. In Wirklichkeit müssten Sie aber die Damen fragen.
Der Film »Ein Concierge zum Verlieben« mit Michael J. Fox in der Hauptrolle hatte im Jahr 1993 Premiere, also fünf Jahre nachdem Sie im Hotel Imperial Premiere hatten. Was hat sich seitdem im Job des Concierge verändert und mit welchen Klischees aus dem Film würden Sie gern ein für alle Mal aufräumen?
Im Film werden die Rollen eines Personal Assistant, eines Concierge und eines Butlers miteinander vermischt. Der Concierge im Film war sehr viel unterwegs, was uns in der Form gar nicht möglich ist, weil wir auf unseren Standort fokussiert sind.
Zur Veränderung: Durch Computer, das Internet und Apps hat sich sehr viel im Arbeitsalltag geändert. Damals gab es hauptsächlich den Gast und das Telefon. Man hatte mehr Zeit, sich auf den Gast einzulassen. Heute arbeitet man mehr am Computer und die Gäste kommen seltener zur Rezeption. Damals gab es Schlüssel, heute gibt es Schlüsselkarten. Alleine schon durch die Schlüsselabgabe beim Verlassen des Hotels und durchs Wiederabholen beim Zurückkommen kam man ins Plaudern. Heute sieht man manche Gäste genau zweimal – beim Ein- und beim Auschecken. Was sich auch geändert hat: Exzentrische Wünsche werden immer weniger.
Zur Veränderung: Durch Computer, das Internet und Apps hat sich sehr viel im Arbeitsalltag geändert. Damals gab es hauptsächlich den Gast und das Telefon. Man hatte mehr Zeit, sich auf den Gast einzulassen. Heute arbeitet man mehr am Computer und die Gäste kommen seltener zur Rezeption. Damals gab es Schlüssel, heute gibt es Schlüsselkarten. Alleine schon durch die Schlüsselabgabe beim Verlassen des Hotels und durchs Wiederabholen beim Zurückkommen kam man ins Plaudern. Heute sieht man manche Gäste genau zweimal – beim Ein- und beim Auschecken. Was sich auch geändert hat: Exzentrische Wünsche werden immer weniger.
»Das Wort ›Nein‹ gibt es bei uns im Sprachgebrauch nicht wirklich«
Von welchen exzentrischen Wünschen reden wir?
Ein Stammgast hat uns von Paris aus angerufen und wollte drei Packungen österreichische Alpenbutter geschickt bekommen, weil er sein Butterbrot zum Frühstück mit dieser speziellen Butter essen wollte. Wir haben ihm dann ein Paket mit Trockeneis zusammengestellt. Durchs Internet ist es viel einfacher, sich diverse Wünsche selbst zu erfüllen.
Glauben Sie, dass es nur am Internet liegt? Oder trauen sich manche Gäste vielleicht einfach nicht mehr, solch extravagante Wünsche auszusprechen?
Die Klientel hat sich sicherlich auch verändert, ist ganz bestimmt so. Bei uns gibt es das Wort »Nein« im Sprachgebrauch nicht wirklich. Bei manchen Wünschen ist mittlerweile aber klar, dass sie nicht umsetzbar sind. Ein Gast hat mir nach einem Besuch der Spanischen Hofreitschule seine Kreditkarte hingelegt und meinte, dass er einen Lipizzaner kaufen möchte. Da musste ich dann sagen, dass ich nicht der Richtige bin, um das zu organisieren. Da muss man sich schon an den jeweiligen Chef der Hofreitschule wenden.
Ist diese Art von Gästen beleidigt, wenn Sie ihnen solche Wünsche ausschlagen?
Wenn man es richtig erklärt, sind sie in der Regel schon verständnisvoll. Ein Gast wollte für einen Heiratsantrag mit einem Privathubschrauber zig Rosen über dem Imperial abwerfen lassen. Wir mussten ihm mitteilen, dass das verboten sei, wir uns aber gerne etwas anderes überlegen können. Stattdessen wurde es dann ein Elvis-Imitator, der »Love me Tender« mit einer Rose in der Suite gesungen hat. Solche Wünsche gab es in letzter Zeit weniger. Aktuell geht es eher darum, dass man einen guten Tisch in einem noblen Restaurant bekommt.
Was für Sie nicht wirklich herausfordernd sein kann.
Mittlerweile schon. Es gibt heute deutlich mehr Hotels in Wien. Die hochpreisigen Restaurants sind hingegen nicht so viel mehr geworden. Ewig können sie auch uns nicht die Tische freihalten. Dann muss man an einen anderen Tag ausweichen oder bei einem anderen Restaurant anfragen. Die meisten Gäste verstehen das.
Sie haben vor zehn Jahren den Staffelstab vom damaligen Chefconcierge übernommen, der 30 Jahre in dieser Position tätig war. Waren Sie damals nervös?
Eigentlich nicht, da ich über viele Jahre sein zweiter Mann war, wodurch ich mir sehr viel von ihm abschauen konnte. Herr Moser ist heute noch bei uns als Archivar tätig. Durch diese Konstellation hat sich bei der Übergabe nicht viel geändert. Wenn man Dienst hat, ist man ohnehin alleine. In der eigenen Schicht ist jeder Chefconcierge, meiner Meinung nach.
Das heißt, Sie haben nach der Übergabe die Tradition fortgesetzt und haben nicht begonnen, Dinge anders zu machen?
Genau. Ich fand, dass es extrem gut gemacht wurde, so wie es war. Ich habe also eher probiert, die extrem großen Fußstapfen auszufüllen. Da ich ungefähr 20 Jahre mit ihm zusammengearbeitet habe, kannte ich die Abläufe und das gesamte Personal. Was man schon anders angehen muss, ist der eigene Schmäh. Der funktioniert sonst nicht. (lacht)
Könnten Sie sich auch vorstellen, nach der Übergabe des Staffelstabs weiter für das Hotel tätig zu sein?
Weiß ich ehrlich gesagt noch nicht.
Denken Sie schon manchmal ans Aufhören?
Ja, schon. Ich bin 61 Jahre und habe kürzlich den Rekord als längstdienender Concierge im Imperial gebrochen. Sogar länger als mein Vorgänger, da ich schon sehr früh Concierge wurde. Damals gingen gerade einige Leute in Pension und ich hatte Glück.
Haben Sie einen Nachfolger im Auge?
Ja.
Den Sie aber nun nicht verraten werden.
(grinst) Wir sind drei, somit ist das nicht so schwer herauszufinden. Es gibt einen jungen, einen mittleren und einen alten. Damit wird altersmäßig wahrscheinlich der Nächste nachrücken. Der zweite Mann ist genauso wichtig wie der erste und der dritte.
Schreiten Sie in ruhigeren Zeiten eigentlich manchmal durchs Imperial und spüren die Geschichte des Hauses? Das Imperial feiert heuer 150-jähriges Jubiläum und hat auch dunkle Stunden erlebt. Adolf Hitler hat während der Nazi-Herrschaft zweimal hier übernachtet und sogar eine Rede vom Balkon aus gehalten.
Stimmt, er war hier und hat vom ersten Stock aus eine Rede gehalten. Sie haben einen wichtigen Punkt angesprochen, da das Imperial für Geschichte steht. Wir machen zweimal die Woche Hotelführungen, in denen der Concierge mit den Gästen durchs Hotel geht. Wir haben zwei Originalsäle – den Marmorsaal und den Festsaal –, die noch erhalten sind. Wenn man dort drinnen steht, kann man sich vorstellen, wie es vor 130 oder 140 Jahren hier ausgesehen hat. Die Räume sind unter Denkmalschutz und dürfen auch nicht verändert werden. Auch wenn man die Treppe rauf- oder runtergeht bzw. in der Fürstensuite steht, spürt man die Geschichte.
»Als Concierge ist man Türöffner für Kundenwünsche«
Sie haben vorher klassische Schlüssel sowie die Weiterentwicklung mit Schlüsselkarten angesprochen. Wie sehr sehen Sie sich Services von anderen Hotels für das Imperial ab?
Mittlerweile haben meine Reisen etwas nachgelassen, womit ich nicht mehr im selben Ausmaß wie früher inspiriert werde. Während Städtereisen bin ich früher aber immer in die zwei bis drei besten Hotels der jeweiligen Städte gegangen, um mir anzusehen, wie es dort funktioniert. Viele Kollegen vor Ort kennt man. An meinem Revers sehen Sie zwei goldene gekreuzte Schlüssel, Les Clefs d’Or Concierge. Es handelt sich um das Erkennungszeichen unseres weltweiten Netzwerkes von Concierges. Dadurch kann man die eigene Performance verbessern und umgekehrt auch anderen Hotels helfen. Wir profitieren sehr gut voneinander.
Darf man sich das so vorstellen, dass Sie mit diesen goldenen Schlüsseln Gratiszugang zu allen Nobel- und Luxushotels dieser Welt haben?
(lacht) Gegründet wurde dieses Netzwerk vor ungefähr 100 Jahren. Der Grundgedanke war, dass in jeder Stadt jemand ist, der dein Freund ist, auch wenn du ihn vielleicht gar nicht persönlich kennst. Wenn man etwas brauchte, wie zum Beispiel Tickets für die Met in New York, hatte man sein Heftchen und sagte: »Hey George, it’s Manfred from Vienna«, und hat Unterstützung bekommen. Gerade am Anfang meiner Karriere hat mich das wahnsinnig beeindruckt. Wenn ein Gast in die nächste Stadt gereist ist und etwas organisiert haben wollte, konnte man das für ihn erledigen. Der Concierge-Begriff kommt davon, dass man Türen aufsperrt. Als Concierge ist man also auch Türöffner für Kundenwünsche, die Kollegen aus anderen Städten an einen herantragen. Auch das ist durchs Internet eigentlich fast nicht mehr existent.
Was eigentlich sehr schade ist.
Total schade! Heute kann jeder selbst im Internet nachschauen, ob es dort oder da Tickets gibt. Wenn uns Gäste fragen, können wir das vom Computer aus selbst erledigen. Nur wenn wir gar nichts finden und lokale Unterstützung brauchen, fragen wir vor Ort bei unseren Kollegen an. Wenn ein Kollege anruft, wird sofort alles andere fallen gelassen. Man hilft sich. Früher wusste ich nicht ad hoc, welche Ausstellung gerade in Paris läuft und was gerade in ist.
Gibt es Städte, aus denen Sie besonders häufig angerufen werden?
Viele Gäste kombinieren Wien, Budapest und Prag. Mit diesen Städten haben wir sicher am meisten Kontakt. Es handelt sich um eine beliebte Tour unserer amerikanischen Gäste. Auch mit unseren Freunden vom Bayerischen Hof in München sind wir regelmäßig in gutem Austausch.
Können Sie privat eigentlich noch entspannt Urlaub machen? Sie müssen sich doch ständig denken, dass man dieses und jenes anders erledigen kann.
Man schaut sehr genau, stimmt schon. Ist leider bissl eine Berufskrankheit. Manchmal sieht man wirklich auch abschreckende Beispiele. In einem Hotel habe ich ein paar Fragen zur Stadt gestellt. Der Herr Kollege hat den Stadtplan hervorgeholt, sein Kreuzerl dort und da gemacht und uns nicht mal dabei angesehen. Als er uns den Stadtplan dann wortlos gegeben hat, habe ich mich herzlich bei ihm als Kollege bedankt. Plötzlich hat er ganz große Augen gemacht und war vom einen auf den anderen Moment komplett freundlich. So etwas kommt aber sehr selten vor. In der Regel kann ich meinen Urlaub schon genießen.
Kurze persönliche Zwischenfrage: Ich sitze hier mit einem Bart, der die Rasierklinge nach zwei Wochen nur zum Stutzen und Faconieren gesehen hat. Sie hingegen sind glattrasiert. Könnten Sie als Chefconcierge mit einem Dreitages- oder Vollbart zum Dienst erscheinen?
Mittlerweile schon. Lange Zeit gab es ein Bart-Verbot und man musste Abstriche machen. Mir hat das nichts gemacht, da ich es gewöhnt bin, mich glatt zu rasieren. Mein Vorgänger Herr Moser hat sich mal einen Bart wachsen lassen. Der Direktor hat ihm nur ein Handzeichen und damit zu verstehen gegeben, dass der Bart ab gehört. Jetzt, in der Pension, trägt er Vollbart. Mein designierter Nachfolger trägt auch einen Vollbart. Für mich war diese Regel ehrlich gesagt immer unverständlich. Das war alter Stil damals. Es kommt schließlich darauf an, ob der Bart gepflegt ist oder nicht. Früher wurde auch die Frisur gecheckt und durfte nicht wirklich lang sein. Auch die Fingernägel wurden kontrolliert. Teilweise war das schon ein bissl wie beim Militär. Ganz früher, wohlgemerkt! Für heutige Verhältnisse ist das wirklich überholt. Ich persönlich finde ganz gut, dass diese Zeiten vorbei sind. Nicht alles, was früher war, war besser. Vieles, aber nicht alles.
Traditionen und das gesellschaftliche Bild ändern sich.
Polizisten dürfen mittlerweile auch tätowiert sein. Was ich schon noch ablehne, sind Shorts in der Bar. Man kann den Standard ruhig beibehalten, dass man sich fescher anzieht, um einen schönen Abend zu haben.
Glauben Sie, dass sich das in den kommenden Jahrzehnten ändern wird?
Ich denke schon.
Ein Concierge in kurzen Hosen und Flip-Flops?
(lacht) In Wien eher nicht. In Luxushotels gehören gewisse Uniformen dazu. Das sollte auch so bleiben. Ob man die Uniformen dann geschmacklich gut findet oder nicht, ist wieder eine andere Sache.
Im Hotel Imperial waren schon Gäste wie beispielsweise Ex-US-Präsident Bill Clinton, Queen Elisabeth II., Rockstars wie Mick Jagger, Michael Jackson oder Bruce Springsteen und auch Modezar Karl Lagerfeld sowie Schauspielerin Angelina Jolie. Welche speziellen Anforderungen gibt es, wenn solche Berühmtheiten bei Ihnen zu Gast sind? Ich denke an Sicherheitsvorkehrungen für Politiker oder Monarchinnen, aber auch an den Umgang mit Fans und Journalisten.
Meist bekommen wir eine Liste mit Anforderungen, was die Gäste gerne im Zimmer hätten. Das reicht von isländischem Wasser über verdunkelte Fenster bis hin zu Dingen, die man in Europa nicht so einfach bekommt. Bei Politikern ist es meist relativ einfach, weil die ihre Leute wie die Staatspolizei dabeihaben.
Das Hotel wird vorab also von Geheimdiensten inspiziert.
Mit Bombenhund beispielsweise, genau. Dann kommen Sicherheitsbeamte – manche auffälliger, mache unauffälliger. Wenn sich Leute bei uns in die Bar setzen, können wir natürlich nicht jeden kontrollieren und fragen, warum man sich jetzt hier hinsetzt. In der Regel passt es, wenn man sich normal verhält. Sollte irgendetwas zu viel werden, muss man als Concierge die Security bemühen. Man hat den Überblick und ist Bindeglied zwischen inhouse und dem Außenbereich.
Mit Fans ist es meist so, dass die draußen warten. Es liegt dann eher an den Kollegen vor der Tür, den Bereich mit Kordeln abzustecken. Die meisten Fans sind übrigens sehr nett, genauso wie die meisten Stars. Übergriffe habe ich in meiner Zeit so gut wie nicht erlebt. Nur bei Michael Jackson war es ganz arg. Da mussten wir vorne alles absperren, weil die Fans vorm Hotel immer nach ihm gerufen haben.
Mit Fans ist es meist so, dass die draußen warten. Es liegt dann eher an den Kollegen vor der Tür, den Bereich mit Kordeln abzustecken. Die meisten Fans sind übrigens sehr nett, genauso wie die meisten Stars. Übergriffe habe ich in meiner Zeit so gut wie nicht erlebt. Nur bei Michael Jackson war es ganz arg. Da mussten wir vorne alles absperren, weil die Fans vorm Hotel immer nach ihm gerufen haben.
Haben Sie eigene Securitys?
In der Nacht schon. Untertags sitzt hinten jemand, und vor der Tür haben wir den Wagenmeister, der jeden sieht, der rein- und rausgeht. Wir sind eines der wenigen Hotels in Wien, das komplett freisteht und wo keine sonstigen Geschäfte oder Restaurants im Gebäude sind, außer unsere eigenen. Gerade für Staatsbesuche ist das von Vorteil, weil es von allen Seiten gut zu sichern ist. Außer dem Hotel gibt es sonst nichts am Kärntner Ring 16.
Sie haben vorhin die Bar angesprochen. Das heißt, manche Ihrer berühmten Gäste kommen dann einfach ganz normal runter auf einen Drink in der Nacht?
Durchaus, ja. Da gibt es einige lustige Geschichten. Als unser Pianist »Vienna« von Billy Joel gespielt hat, war dieser gerade in der Bar. Er ist dann aufgestanden, zum Pianist gegangen und hat ihn darauf hingewiesen, dass er zwei Akkorde vergessen hat zu spielen. (lacht) Prince hat spontan ein Privatkonzert in der Bar gegeben. Ab und zu passiert so etwas. In der Regel bleiben Stars auf ihrem Zimmer, weil sie untertags wahrscheinlich schon genug unter Menschen waren.
»Prince hat spontan ein Privatkonzert in der Bar gegeben«
Zu Beginn unseres Gesprächs meinten Sie, dass extravagante Wünsche immer weniger werden. Gleichzeitig liest und hört man immer wieder davon, dass sich manche Stars wie Diven aufführen. Was waren denn die kuriosesten oder herausforderndsten Wünsche von Ihren prominenten Gästen?
Meist werden Wünsche im Vorfeld geäußert. Spontan passiert das nicht wirklich. Es kommt vor, dass manche gerne nach den regulären Öffnungszeiten das Kunsthistorische Museum oder die Albertina besuchen oder eine Privatführung erhalten möchten. In solchen Fällen telefonieren wir mit der jeweiligen Direktion und machen solche Besuche möglich.
Passiert das dann unter völliger Diskretion, oder bekommen Sie die Zusage nur, wenn das jeweilige Museum den berühmten Besuch für Publicity-Zwecke verwenden darf?
Sagen wir so: Irgendwie kommt es sowieso raus. Was mir gerade einfällt: Für eine bekannte US-amerikanische Pop-Sängerin mussten wir einmal eine Hot-Yoga-Stunde organisieren. Bis zum Zeitpunkt dieser Anfrage kannte ich das nicht. In Amerika war das damals schon populär, bei uns weniger. Sie war begeistert und meinte nur, dass es »great« war. Hat Spaß gemacht, das zu organisieren. Solche Wünsche werden meist vorab vom Management bekannt gegeben. Für eine andere ebenso bekannte US-amerikanische Pop-Sängerin haben wir den historischen Festsaal in ein Fitnessstudio umgebaut. Das war auch super! (lacht) Beide Namen darf ich leider nicht nennen.
Freuen Sie sich über solche Spezialwünsche? Oder klatschen Sie die Hände über dem Kopf zusammen, weil Sie wissen, dass dann der halbe Betrieb steht, um das zu erfüllen?
Solche Sachen sind das Salz in der Suppe! Wir freuen uns total, solche Sonderwünsche zu erfüllen. Wir freuen uns über jeden Gast, aber solche Umsetzungen machen besonders Spaß!
Man hört und liest immer wieder, dass Rockstars Hotelzimmer im Zuge wilder Partys zerstören.
In meiner 35-jährigen Karriere ist so etwas noch nie passiert.
Also handelt es sich bei solchen Geschichten um eine Mär?
Früher ist das vielleicht mal passiert. Wir hatten immer wieder die Rolling Stones zu Gast. Passiert ist bei uns nie etwas. Angeblich sollen sie es aber früher anderswo durchaus krachen haben lassen.
Hatten Sie vorm ersten Besuch dann etwas Angst?
(lacht) Angst nicht, nein. Ich war gespannt, sagen wir so. Wir hatten nur mal einen Vorfall, bei dem ... wissen Sie ... Sie sind schon gut ... Sie kitzeln mir im Gespräch die ganzen guten Sachen heraus!
Ich probiere es.
Also okay, wir hatten mal einen Vorfall, bei dem im Hotelzimmer alles mit Farbe angesprüht wurde. Das war ein Skandal!
Wer war’s?
Das darf ich Ihnen jetzt wirklich nicht sagen.
Dürfen Sie einen Tipp geben?
Es war ein Rapper.
Ein aktueller oder einer von früher?
Einer aus der Jetztzeit. Ich habe ihm dann gesagt, dass wir den Schaden verrechnen müssen, weil das Zimmer einfach ein Wahnsinn ist. Ein Zimmer im Hotel Imperial zu renovieren kostet nicht gerade wenig. Er meinte dann, dass wir raufgehen und nachschauen sollen. Wir kannten ein Video vom Zimmer und haben uns gefragt, warum wir uns das jetzt live anschauen sollen. Bis wir gemerkt haben, dass die ganze Farbe nur auf einer Folie war und wir das wieder abziehen konnten. Der wollte öffentlich nur als der böse Rapper dastehen und in Wirklichkeit war – bis auf ein paar Kleinigkeiten, die ausgebessert und bezahlt werden mussten – nichts passiert. Schon eine coole Aktion! (lacht) Schreiben Sie jetzt, wer das war?
Sie haben keinen Namen genannt.
Diskretion ist die oberste Priorität des Concierge. Es gibt nicht viele Horrorgeschichten, aber die paar, die es gibt, kann ich nicht erzählen.
Erzählen Sie die Geschichten wie die von gerade eben ... anonymisiert!
(lacht) Herr Moser und ich haben so viele Geschichten. Sie glauben nicht, was uns über die Jahre alles passiert ist. Es gibt nur weniger Bücher von Chefconcierges. Das meiste darin ist über den Concierge und nicht über seine Gäste.
Sie wollten jetzt noch ein paar Details erzählen, oder?
Also, in Ordnung. Einmal ist es passiert, dass sich eine Dame in der Nacht komplett nackt aus dem eigenen Zimmer gesperrt hat. Das war ganz lustig.
Klingt jetzt aber nicht nach einer schlimmen Horrorgeschichte.
Nein, das nicht. Aber man muss sich in die Lage der Person versetzen. Für die Person selbst ist es ja nicht sehr lustig, vor allem, wenn man prominent ist und auf einmal nackt vor der eigenen verschlossenen Zimmertür steht. Das spricht sich rasch im Hotel rum.
Da stellt sich die Frage: Warum geht jemand nackt aus dem eigenen Hotelzimmer?
Ich glaube, sie wollte nur nachsehen, ob jemand kommt, und dann dürfte die Tür zugefallen sein.
Sie wollte nackt nachsehen, ob jemand kommt?
(grinst) Ich konnte es damals auch nicht ganz nachvollziehen. Mir wurde gesagt, dass es so war.
Sie bekommen von Menschen viel mit und lernen sie anders kennen, als man sie vom öffentlich gepflegten Image her kennt.
Das Image stimmt oft nicht mit der eigentlichen Person überein.
Schockierend?
Schockierend nicht, nein. Je prominenter die Leute sind, desto netter und pflegeleichter sind sie meist. Einmal ist es passiert, dass ein Promi im Lift stecken geblieben ist, total emotional wurde und sogar mit einer Klage gedroht hat. Das war etwas unangenehm und einfach Pech. Haben Sie noch kurz Zeit?
Auf jeden Fall. Wir haben noch den Part des Word-Raps vor uns.
Eine Geschichte erzähle ich Ihnen noch. Einmal waren Präsident George Bush senior und die Rolling Stones zur selben Zeit in Wien. Eine Zeitung hat damals geschrieben, dass das Imperial Präsident Bush abgelehnt hat, weil schon die Rolling Stones zu Gast sind. Das hat total polarisiert. Andauernd kam jemand zu uns und meinte, uns die Meinung geigen zu müssen. Die einen haben gefragt, wie wir das nur machen können und was uns einfällt. Die anderen sind mit dem Daumen hoch gekommen und meinten nur: »Yeah, good job!« Die einen waren Bush-Fans, die anderen Rolling-Stones-Fans. Das Arge dabei war, dass die Geschichte überhaupt nicht gestimmt hat. Die wurde von der Zeitung einfach erfunden! Ein amtierender US-Präsident kann nicht bei uns wohnen, weil es die Vorgabe gibt, dass er aus Sicherheitsgründen eine Garage benötigt. Bill Clinton war auch erst bei uns, nachdem er Präsident war, anlässlich des Life Balls.
Wo nächtigen amtierende US-Präsidenten, wenn sie in Wien sind?
Früher im InterContinental oder direkt in der US-Botschaft. Oft passiert das allerdings nicht.
Lieblings-
Buch: Die Caine war ihr Schicksal (Herman Wouk)
Film: Beide Versionen vom Film »Atemlos«, ansonsten französische Komödien
Song: Ich habe tausende CDs und Schallplatten, daher kann ich das nicht beantworten. Das wäre, als ob Sie mich fragen würden, ob ich ein Lieblingskind habe. Ich höre gerne Rock, Pop, Country, Folk und Klassik.
Schauspieler/in: Andie MacDowell, Meryl Streep, Robert De Niro
Motto: It is never too late to have a happy childhood.
Autor/in: Mark Twain
Serie: The Office, Lost, 24
Stadt: Wien
Land: Australien
Gericht: Manner-Schnitten
Getränk: Weizenbier
Film: Beide Versionen vom Film »Atemlos«, ansonsten französische Komödien
Song: Ich habe tausende CDs und Schallplatten, daher kann ich das nicht beantworten. Das wäre, als ob Sie mich fragen würden, ob ich ein Lieblingskind habe. Ich höre gerne Rock, Pop, Country, Folk und Klassik.
Schauspieler/in: Andie MacDowell, Meryl Streep, Robert De Niro
Motto: It is never too late to have a happy childhood.
Autor/in: Mark Twain
Serie: The Office, Lost, 24
Stadt: Wien
Land: Australien
Gericht: Manner-Schnitten
Getränk: Weizenbier
Persönliches Mitbringsel
In Erinnerung an die alten Zeiten habe ich einen Schlüssel der Fürstensuite mitgenommen. Den habe ich anlässlich der Amtsübergabe symbolisch von Herrn Moser überreicht bekommen. Zusätzlich habe ich aus unserem Archiv das älteste Stück mitgenommen, das ich finden konnte. Dieser Silberteller ist von 1885 und damit vom ersten Tafelsilber zwölf Jahre nach der Eröffnung des Hotel Imperial.
Schönstes und negativstes Erlebnis der vergangenen Woche
Schönstes: Ich hatte zweimal ein Abendessen mit einem unserer Stammgäste, einem Schweizer Chirurgen. Oft gehe ich privat nicht mit Gästen essen, da man das trennen muss. In dem Fall wurde eine Ausnahme gemacht, da er allein in Wien war. Da ich sonst nicht viel mit Chirurgen zu tun habe, waren es wahnsinnig interessante Gespräche für mich.
Negativstes: Es gab ein Treffen mit ehemaligen Mitarbeitern, den Imperial-Veteranen. Ca. 50 langjährige Mitarbeiter haben sich getroffen, die ich alle kenne. Manche sind in Pension, manche arbeiten in anderen Hotels. Ich war verhindert, was mich im Nachhinein etwas ärgert. Als ich die Fotos gesehen habe, wurde ich etwas nostalgisch. Ich hoffe auf eine Wiederholung. Geplant ist, dass wir das ab jetzt jährlich machen.
Negativstes: Es gab ein Treffen mit ehemaligen Mitarbeitern, den Imperial-Veteranen. Ca. 50 langjährige Mitarbeiter haben sich getroffen, die ich alle kenne. Manche sind in Pension, manche arbeiten in anderen Hotels. Ich war verhindert, was mich im Nachhinein etwas ärgert. Als ich die Fotos gesehen habe, wurde ich etwas nostalgisch. Ich hoffe auf eine Wiederholung. Geplant ist, dass wir das ab jetzt jährlich machen.
Berufswunsch als Kind
Sportreporter oder Hotelrezeptionist
Wen wollten Sie immer schon einmal treffen?
Mel Brooks. Er war sogar im Imperial. Sein Besuch war sehr lustig, er ist hinter die Rezeption und hat jeden Tag mit uns gescherzt. Den Dalai Lama würde ich gerne einmal treffen, was wahrscheinlich leider nicht passieren wird. Und Bruce Springsteen, der auch einmal bei uns war. Ich habe damals sogar bis 3 Uhr früh gewartet, bis er bei uns im Hotel angekommen ist. Das war für mich das bisher beste Erlebnis. Er hat sich mitten in der Nacht eine halbe Stunde zum Plaudern mit mir Zeit genommen. Das war ein Highlight für mich. Er hat gemerkt, dass ich mich mit seiner Musik auskenne. Total netter Typ.
Teenie-Schwarm
Meine Idole waren Tom Jones und Adriano Celentano.
Café während des Interviews
Einspänner
Ort des Interviews
Café Imperial Wien
Passend zum Interview mit dem Chefconcierge des Hotel Imperial wurde als Interviewort das hoteleigene Café ausgewählt. Zum Einspänner gab es – stilecht zum Ambiente – eine Imperial Torte. Diese wurde – so gemäß einer Legende rund um das Imperial – 1873 zu Ehren von Kaiser Franz Joseph I. von einem Küchenjungen erfunden. Die Zutaten: zart schmelzende Schokoladenglasur, Mandeln, Schokoladenbuttercreme und Marzipan. Das schmeckt dem Gaumen und lockert die Zunge, was wiederum allen Leserinnen und Lesern von Talkaccino wohlbekommt.
Passend zum Interview mit dem Chefconcierge des Hotel Imperial wurde als Interviewort das hoteleigene Café ausgewählt. Zum Einspänner gab es – stilecht zum Ambiente – eine Imperial Torte. Diese wurde – so gemäß einer Legende rund um das Imperial – 1873 zu Ehren von Kaiser Franz Joseph I. von einem Küchenjungen erfunden. Die Zutaten: zart schmelzende Schokoladenglasur, Mandeln, Schokoladenbuttercreme und Marzipan. Das schmeckt dem Gaumen und lockert die Zunge, was wiederum allen Leserinnen und Lesern von Talkaccino wohlbekommt.
Weitere Interviews
Gesellschaft23.10.2023
Chefoncierge Manfred Grassauer
»Als Concierge ist man Türöffner für
Kundenwünsche«
Leben25.04.2023
Musiktherapeutin Nina Edtinger
»Ich bin keine musikalische Musiktherapeutin«
Gesellschaft19.08.2021
Modelabel-Gründer Mišo Ćurčić de Jong
»Bei manchen unserer Kleidungsstücke steht noch die Nummer vom Soldaten oben«